Schadstoffe in Kleidung: darauf musst du achten

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Ein tiefschwarzes Shirt, ein knallroter Pullover, die Jeans im „Used Look“ oder eine absichtlich knittrige Bluse – sie alle haben gemeinsam, dass bei ihrer Herstellung häufig Substanzen Verwendung finden, die nicht ganz unbedenklich sind; sowohl bei der Herstellung, als auch später beim Tragen. Besonders empfindliche Menschen können darauf reagieren und natürlich wäre es grundsätzlich eh besser, deutlich weniger Kleidung zu kaufen, die mit Schadstoffen behandelt wurde. Wie das geht und worauf du beim Einkauf achten solltest, wenn es um Schadstoffe in Kleidung geht, erklären wir die in diesem Artikel.

Wie landen die Schadstoffe in der Kleidung?

Es gibt viele Wege, auf denen Schadstoffe in unserer Kleidung landen. Häufig beginnt es schon beim Anbau, bei dem bestimmte Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, die später in den Pflanzenfasern verbleiben. Bei der Herstellung von besonders knitterfreien oder bügelfreien Stoffen wird Formaldehyd eingesetzt. Und um bestimmte Effekte auf Kleidung zu erzielen, setzt man zum Beispiel Brom, Jod, Chlor oder Fluor ein. Ein weiteres Problem sind Farbstoffe. Rund zwei Drittel aller Farbstoffe in der Textilindustrie sind sogenannte „Azofarben“. Dies sind synthetische Farbstoffe, die auf Basis von Erdöl hergestellt werden. Außerdem werden beim Transport von Textilien häufig weitere Chemikalien (z.B. Insektizide) benutzt, die die Kleidung schützen soll.


All diese Stoffe können die Umwelt, Tiere und uns Menschen schaden! Das betrifft nicht nur die Menschen, die an der Herstellung beteiligt sind – häufig unter nicht wirklich guten und gesundheitsgefährdenden Umständen – sondern auch die Menschen, die die Kleidung später tragen. Die meisten Kleidungsstücke werden im Ausland hergestellt, in denen es häufig wenige oder nicht so strenge Auflagen gibt, was den Umweltschutz angeht. Die kritischen Inhaltsstoffe können bei den Trägern zu Haut-, Augen- und Atemwegs-Reizungen führen, Schlaf und Konzentration beeinträchtigen und manche sollen sogar krebserregend sein.

In Deutschland und Europa gibt es allerdings recht strenge Grenzwerte, was die Schadstoffmengen angeht, deren Einhaltung auch überprüft wird. Vollständig vermeiden lassen sich Schadstoffe in Kleidung dadurch allerdings nicht. Außerdem geht es hierbei ja auch „nur“ um Grenzwerte; ungesunde Stoffe sind also trotzdem enthalten, wenn auch in geringeren Mengen.

Warum reichen Grenzwerte allein nicht aus?

In Deutschland gibt es bestimmte Regelungen und Gesetze, die eine zu hohe Schadstoffbelastung von Kleidung verhindern soll – anders, als in vielen anderen Ländern. Diese bei uns geltenden Verordnungen und Gesetze werden regelmäßig überprüft; unter anderem auch von Verbraucherschutzbehörden. Das bedeutet allerdings leider nicht, dass Kleidung, die in Deutschland verkauft wird, frei von Schadstoffen ist. Der Grund dafür liegt hauptsächlich darin, dass nicht alle potenziellen Schadstoffe gesetzlich verboten sind – was auch schwierig wäre, da es viele tausende Farb- oder Hilfsstoffe gibt, die in der Textilindustrie verwendet werden. Das Risiko für eine (höhere) Schadstoffbelastung betrifft zudem meist Kleidung, die aus dem nicht-europäischen Ausland kommt. Dort gelten andere Regeln für Produktion, Mitarbeiter- und Umweltschutz, die nicht selten für unser Empfinden sehr schlecht sind.

Bewusster einkaufen

Zum Glück gibt es Alternativen für Kleidung, die weniger oder gar keine Schadstoffe enthält und auch die Menschen in der Produktion sowie die Umwelt besser schützt. Nachhaltigkeit ist ein Thema, was auch in der Textilbranche immer mehr ankommt. Wer also bewusster einkaufen möchte, hat die Möglichkeit, sich anhand von bestimmten Textilsiegeln zu orientieren. Sie liefern zwar auch keine hundertprozentige Sicherheit, da nicht alle Schadstoffe bewertet werden, jedoch können sie eine gute Hilfe beim Einkauf sein. Ein paar Beispiele:


Der Grüne Knopf

Dieses 2019 eingeführte staatliche Siegel stellt ökologische und soziale Anforderungen an Kleidung, z.B. Mindestlohn für die Arbeiter, Verzicht auf gefährliche Chemikalien usw. Nachteil: es wird nicht die komplette Produktion überprüft, sondern nur einzelne Produktionsschritte.

Blauer Engel (Textilien)

Kleidung, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet wird, muss hohe ökologische Anforderungen erfüllen – und zwar von der Rohstofffertigung bis zum Endprodukt. Das Siegel kennzeichnet Textilien, die ohne gesundheitsschädliche Chemikalien und unter Einhaltung hoher Umweltstandards hergestellt werden. Diese Produkte müssen außerdem gute Gebrauchseigenschaften aufweisen. Das Siegel wird vom Bundesumweltministerium vergeben; die Kriterien erarbeitet das Umweltbundesamt und eine unabhängige Jury (Umweltzeichen) beschließt dann die Kriterien. Der Blaue Engel stellt Anforderungen an den gesamten Weg der Produktion und deckt sowohl Natur- als auch Kunstfasertextilien ab; alle Anforderungen müssen unmittelbar erfüllt werden.


Fairtrade Cotton

Dieses Siegel kennzeichnet rohe Baumwolle, die sowohl unter fairen Bedingungen angebaut als auch verarbeitet und gehandelt wird. Die vorgegebenen Kriterien gelten für die gesamte Wertschöpfungskette. Dazu zählt auch ein garantierter Mindestpreis, so dass die Baumwollbauern ihre Kosten decken können. Pestizide und bestimmte Dünger dürfen nur eingeschränkt genutzt werden. Zuschläge für die Bauern gibt es außerdem für Bio-Anbau.

GOTS (Global Organic Textile Standard)

Das Siegel deckt die Weiterverarbeitung von Baumwolle ab. Es wird dann vergeben, wenn Textilien zu mind. 70 % aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen. Bei einem Anteil von 95 % oder mehr, darf der Zusatz „Bio“ oder „Organic“ verwendet werden. Werden chemische Stoffe verwendet, gelten hierfür bestimmte Kriterien in puncto Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit.

IVN Best

Das IVN Best – Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft gilt als sehr strenges Öko-Label. Bei der Weiterverarbeitung der Baumwolle müssen die Produzenten sehr hohe Umwelt- und Sozialstandards einhalten. Damit das Siegel vergeben wird, dürfen nur Naturfasern aus Bio-Produktion verwendet werden. Substanzen, die nicht abbaubar sind oder sogar eine Gefahr für Umwelt oder Gesundheit darstellen, sind verboten.

Made in Green by Oeko-Tex

Das Siegel wird vergeben von der internationalen Oeko-Tex-Gemeinschaft, für die sich Textilforschungs- und Prüfinstitute zusammengeschlossen haben. Es bezieht Herstellungs- und Nutzungsphasen ein. Es gelten bestimmte Anforderungen an Umwelt- und Sozialverträglichkeit; sowohl Zwischen- als auch Endprodukte werden auf Umweltfreundlichkeit geprüft. Außerdem sind soziale Arbeitsbedingungen und eine Lieferketten-Transparenz Voraussetzung für den Erhalt des Siegels.

Was kann man noch tun, um Schadstoffe in Kleidung zu vermeiden?

Hier noch mehr Tipps, auf was du achten solltest:

  • Verzichte auf Kleidung / Textilien, die stark (meist unangenehm) riechen.
  • Stücke, die mit dem Hinweis „geruchsarm“ oder „antibakteriell“ werben, sind meist zusätzlich behandelt worden, um diesen Effekt zu erzielen; es können also Schadstoffe enthalten sein.
  • Grundsätzlich solltest du neue Kleidung vor dem ersten Tragen waschen, um mögliche Rückstände zu entfernen.
  • Oder greife mehr zu Second-Hand-Ware; sie wurde schon häufiger gewaschen und ist dementsprechend weniger belastet. Außerdem vermindert dies die immer größer werdenden Flut an neu produzierten Kleidungsstücken (oft Fast Fashion).
  • Vorsicht gilt auch bei Kleidung, die den Hinweis hat „Blutet aus“, „Kann abfärben“, „Separat wachen“ oder ähnliches. Hierbei handelt es sich meist um stark eingefärbte Textilien, die auch besonders für empfindliche Menschen (z.B. Allergiker) zum Problem werden können.
  • Willst du ganz auf Nummer Sicher gehen, greife zu ungefärbten Stücken, am besten aus Naturfasern.

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