Foraging klingt erstmal wie ein Trend aus einem hippen Outdoor-Magazin, aber eigentlich ist es ein uraltes Prinzip: Sammeln, was die Natur hergibt – achtsam, verantwortungsvoll und mit offenen Sinnen. Du brauchst kein GPS-Gerät und keine Survival-Ausbildung. Du brauchst gute Schuhe, ein bisschen Wissen und die Lust auf´s Entdecken. Es ist wie einkaufen, aber kostenlos und hundertmal spannender. Und du wirst feststellen: Sobald du anfängst, siehst du überall essbares Grün.
Die Natur als Speisekammer
Wald, Wiese, Stadtpark, Feldrand – überall wachsen Pflanzen, die du essen kannst. Klar, du musst wissen, was davon wirklich unbedenklich essbar ist, was giftig ist und was geschützt. Aber wenn du dich einmal eingearbeitet hast, wirst du merken, wie vielfältig und köstlich deine Umwelt ist. Von Giersch über Löwenzahn bis hin zu Beeren, Wildkräutern und sogar Baumsäften, die Natur hat ein Menü im Angebot, das du garantiert nicht im Supermarkt findest.
Erste Schritte für neugierige Sammler
Bevor du losziehst, hier ein paar Tipps, die dir den Einstieg erleichtern:
- Lade dir eine Bestimmungs-App herunter oder nimm ein gutes Buch mit klaren Bildern mit, was dir hilft, die Pflanzen eindeutig zu bestimmen.
- Sammle nur, was du wirklich eindeutig erkennst!
- Beginne mit bekannten Pflanzen wie Brennnessel, Gänseblümchen oder Vogelmiere.
- Ernte nur an sauberen Orten und nicht am Straßenrand oder an typischen Hunderouten.
- Achte auf Naturschutz und Sammelverbote.
- Nimm nur so viel, wie du auch verbrauchst.
Und ganz wichtig: Respektiere die Natur. Du bist zu Gast und nicht zum Plündern da.
Wildkräuter, die du leicht findest
Wenn du gerade erst anfängst, hier ein paar Kräuter, die du wahrscheinlich bereits kennst und schnell entdeckst:
- Giersch: Sieht aus wie Petersilie, schmeckt leicht nussig, perfekt in Salaten oder Pesto.
- Löwenzahn: Blätter, Blüten und Wurzeln sind essbar. Bitter aber gesund.
- Vogelmiere: Zart, mild und super als Salatbasis.
- Brennnessel: Mit Handschuhen sammeln! Dann garen oder mixen. Steckt voller Eisen und Geschmack.
- Sauerampfer: Zitronig frisch, macht sich gut in Salaten oder Kräuterquark.
Diese Pflanzen wachsen oft sogar mitten in der Stadt; am Wegrand, in Parks, auf ungenutzten Flächen.
Beerenzeit ist Sammelzeit
Im Sommer geht’s richtig los: Wilde Himbeeren, Brombeeren, Walderdbeeren, Schlehen, Holunder und Sanddorn. Du musst zwar ein bisschen suchen, aber dafür bekommst du Geschmack, wie du ihn nirgends kaufen kannst. Beeren kannst du direkt frisch essen, zu Marmelade verarbeiten, einfrieren oder trocknen. Und wenn du Lust auf was Neues hast, machst du Likör oder Sirup daraus.
Besonders schön: Das Sammeln macht richtig Spaß. Sonnenlicht zwischen den Blättern, Vogelgezwitscher, ein bisschen Abenteuer – und die Hände sind am Ende bunt gefärbt. Mehr Kontakt zur Natur geht nicht.
Pilze – die Champions des Waldes
Pilze zu sammeln ist die hohe Kunst des Foragings. Wenn du dich auskennst, ist es ein Fest. Wenn nicht, kann es gefährlich werden – also hier bitte doppelte Vorsicht.
Die bekanntesten essbaren Pilze, die du finden kannst:
- Maronen
- Steinpilze
- Pfifferlinge
- Parasol
- Champignons (Wiesenform)
Aber Achtung! Bei manchen besteht Verwechslungsgefahr. Ernte und verzehre nie Pilze, die du nicht eindeutig kennst! Nimm ein gutes Buch, frag erfahrene Sammler oder lass den Pilz im Zweifelsfall lieber stehen.
Pilze sind nicht nur lecker, sie sind auch wahre Aromabomben. Gebraten, getrocknet oder eingelegt – sie machen jedes Gericht wild und besonders.
Extra-Tipp: Pilze richtig putzen
Foraging im Frühling, Sommer, Herbst und sogar Winter
Jede Jahreszeit hat ihre eigenen Spezialitäten. Foraging ist ein Rhythmus, den du gemeinsam mit der Natur lebst. Hier ein kleiner Überblick:
- Frühling Bärlauch, Gänseblümchen, junge Brennnesseln, Knoblauchsrauke, Gundermann
- Sommer Beeren, wilde Tomaten, Blüten wie Holunder, Lindenblüten, Mädesüß
- Herbst Pilze, Wildfrüchte, Nüsse, Hagebutten, Schlehen
- Winter Fichtennadeln (für Tee), Wurzeln, getrocknete Vorräte aus anderen Jahreszeiten
Du kannst dich durch das Jahr sammeln und lernst dabei automatisch, wie sich die Landschaft verändert.
Foraging als Wissenstraining
Wenn du regelmäßig sammelst, wirst du bald zur wandelnden Pflanzenenzyklopädie. Du erkennst Pflanzen am Blatt, am Duft, an der Struktur. Lernst, welche Pflanzen sich ähneln und wie du sie unterscheidest. Du erfährst, welche Inhaltsstoffe in ihnen stecken, was heilend wirkt und was du besser nicht isst. Und du merkst auch: Dieses Wissen macht dich achtsamer. Du gehst langsamer durch den Wald, schaust genauer hin, nimmst Gerüche und Texturen bewusster wahr.
Lese-Tipp: Waldbaden – Gesund und hilfreich
Kochen mit Wildpflanzen
Was tun mit deinen gefundenen Schätzen? Kochen! Wildpflanzen sind nicht nur gesund, sie schmecken auch überraschend gut. Hier ein paar Ideen:
- Wildkräutersalat mit Blüten und Nüssen
- Brennnessel-Risotto mit Zitronenzeste
- Giersch-Pesto auf Pasta oder Brot
- Löwenzahnblütengelee als fruchtiger Aufstrich
- Pilzpfanne mit frischen Kräutern und Knoblauch
- Hagebuttenmarmelade oder -tee für kalte Tage
Die richtige Ausrüstung
Du brauchst keine große Ausrüstung, aber ein paar Helfer machen das Sammeln leichter:
- ein Körbchen oder Stoffbeutel
- kleines Messer oder Schere
- Handschuhe (für Brennnesseln oder Disteln)
- Sammelbuch oder App
- Gläser und Boxen für den Transport
- eventuell eine Lupe für Details
Trage bequeme Kleidung, achte auf Zecken und nimm Wasser mit. Und, ganz wichtig: Hab Spaß!
Foraging als Miniabenteuer
Wenn du sammelst, geht es um mehr als nur Kochzutaten. Es ist Bewegung, Naturerfahrung, Achtsamkeit, Nachhaltigkeit und Abenteuer. Du bist draußen, du bist neugierig, du nimmst dir Zeit.
Und du wirst merken: die Orte, die du vorher achtlos passiert hast, bekommen eine ganz neue Bedeutung. Jeder Waldweg wird zum Pfad mit Möglichkeiten, jede Wiese zum Schatzfeld. Du erlebst deine Umgebung neu – mit Geschmack, mit Verbindung, mit echtem Kontakt zur Erde unter dir.
Schau dir auch gern unsere Wildkräuter-Steckbriefe an:
Wildkräuter-Steckbrief: Brennnessel
Wildkräuter-Steckbrief: Löwenzahn
Wildkräuter-Steckbrief: Gänseblümchen
Wildkräuter-Steckbrief: Knoblauchsrauke

Auf ihrem eigenen Foodblog „Ginger&Thyme“ teilt sie ihre liebsten veganen Rezepte und zeigt damit die unglaublich große und leckere Vielfalt, die die vegane Lebensweise mit sich bringt. Neben den Themen Kochen und Ernährung interessiert sich Britta unter anderem für Yoga, Fitness und Gaming. Schaut unbedingt auf ihrem Blog vorbei und folgt ihr auf Instagram @ginger_and_thyme, um keines ihrer Rezepte zu verpassen.